Baum des Jahres 2013

Um auf besonders gefährdete, seltene Baumarten hinzuweisen und sie ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken, wird in vielen Ländern jährlich der „Baum des Jahres“ gekürt. In Deutschland und in der Schweiz ist dies 2013 der vom Menschen fast vergessene Holzapfel, auch Europäischer Wild-Apfel genannt, Malus sylvestris. In Österreich steht heuer die immergrüne Eibe (Taxus baccata) im Mittelpunkt.

Als ob es nicht genügend Apfelbäume in West- und Mitteleuropa geben würde, denken Sie sich jetzt bestimmt – aber weit gefehlt! Dem Wild-Apfel sind bisher nur die wenigsten bewusst begegnet, denn er gehört zu den seltensten Baumarten, ist stark gefährdet und steht meist unauffällig in Auwäldern, lichten Laub- und Kiefernwäldern, Felddickichten, Gebüschen und Waldrändern von der Ebene bis auf ca. 1000 Meter Höhe hinauf. Wenn er sich nicht gerade im prächtigen rötlich-weißen Frühlings-Blütengewand (umschwärmt von vielen Hummeln und Bienen) präsentiert, ist er für Normalbürger kaum erkennbar.

Der knorrige, oft gekrümmte Baum mit der rissigen, graubraunen Rinde braucht viel Licht, die Früchte, die gelben Wildäpfel, sind nur wenige Zentimeter groß und schmecken herb bis bitter. Holzapfel wird er auch genannt, weil sein Fruchtfleisch hart wie Holz ist…

Malus sylvestris („Malus“ ist lateinisch und bedeutet soviel wie Apfelbaum und „sylvestris“ heißt Wald, oder im Wald lebend, es handelt sich also um einen Apfelbaum, der im Wald wächst) ist die einzige in Europa vorkommende Wildapfelart und wird zehn bis maximal 15 Meter hoch. Gefährdet ist der Wildapfel nicht nur wegen der zunehmenden Vernichtung seines Lebensraums in der fortschreitenden Kulturlandschaft, sondern auch aufgrund der Hybridisierung – sein Erbgut vermischt sich leicht mit dem des Kulturapfels.

Neuerdings wird der Wildapfel verstärkt auch für den Garten angeboten – hier zeigt er sich eher anspruchslos, möchte aber einen sonnigen Platz haben, an dem er sich ausbreiten darf. Er kann als Einzelbaum oder als Strauch gehalten werden, ist auch schnittverträglich und recht robust. „In freier Wildbahn“ kann er mehrere hundert Jahre alt werden…

Apropos Wild: In Österreich ebenfalls stark gefährdet ist die Eibe, ein immergrüner Nadelbaum. Abgesehen vom roten fleischigen Samen, der von der Vogelwelt gern vernascht wird und so zur Verbreitung des Baumes beiträgt, ist die gesamte Pflanze für fast alle Tiere giftig (Alkaloide!) – nur nicht für Rehwild. Dadurch kommt es zu starkem Verbiss. Eiben erreichen eine Höhe von fünf bis 15 Meter und ein Alter von bis zu 750 bis 2800 (!) Jahren. Eiben wachsen nur sehr langsam und haben dementsprechend dichtes, hartes, schweres und haltbares Holz. Oft besteht ein Baum aus mehreren Bäumen, die mit überbordenden Wurzeln ineinander verdreht und verwachsen sind.

In freier Natur bevorzugt Taxus baccata (Taxus geht auf die indogermanische Wurzel teks zurück, was soviel wie künstlich herstellen bedeutet, weil das Holz gerne für Schnitzereien verwendet wurde. Baccata kommt aus dem Lateinischen: bacca ist gleich Beere, also beerentragend) kalkreiche, schattige und luftige, etwas feuchte Steilhangwälder sowie Schluchten. Man trifft sie normalerweise zwischen 800 und 1850 Metern Seehöhe an, aber auch als Zaunbepflanzungen sowie in Parkanlagen und Gärten, weil sie sehr schnittverträglich ist und in die verschiedensten Formen gebracht werden kann (in Deutschland war die Eibe übrigens Baum des Jahres 1994).