Misteln – mythische Glücksbringer selber züchten

Die Mistel blüht bereits, wenn andere Bäume noch keine Blätter haben – und ihre weiß schimmernden Beeren reifen erst, wenn die Bäume auf denen sie lebt, im Spätherbst bereits wieder kahl sind. Besonders zu Weihnachten sind Mistelzweige auch zuhause auf Balkonen, an Haustüren und Giebeln gefragt: Sie bringen den Menschen Glück (und lassen sich jetzt auch im eigenen Garten züchten!).

Wenn sich zwei unter dem weihnachtlichen Mistelzweig küssen, steht eine Hochzeit ins Haus: Das ist eines des traditionellsten Versprechungen der uralten Heilpflanze. Sogar ewiges Leben soll sie bringen können. Aber Achtung bei Kindern: Die ganze Pflanze ist giftig und darf keinesfalls verzehrt werden!

Im Volksmund wird die Pflanze als „Donner- oder Hexenbesen bezeichnet“: Misteln wehren also auch böse Zauber ab, von den es zur Weihnachtszeit gar nicht so wenige geben soll (wenn man manch einer derben Sage Vertrauen schenkt).

Verbreitet ist die wurzellose Mistel von Europa über Afrika bis Nordasien.  Sie gehört zu den Halbschmarotzern, die auf Wirtspflanzen angewiesen sind und durch die sie ernährt werden.
Sie wächst bevorzugt auf Nadel- und Laubbäumen, die ein weiches Holz besitzen. Sehr selten ist sie auf hartholzigen Eichen zu finden, was denen auf diesen Bäumen wachsenden Misteln im Laufe der Geschichte den Ruf einbrachte, besondere Kräfte zu besitzen. Druide Miraculix (Asterix) schneidet mit seiner goldenen Sichel nur diese für den berühmten Zaubertrank, der die Gallier unbesiegbar macht…

Manch ein Gartenliebhaber möchte daher die Misteln gern selbst im eigenen Garten züchten, anstatt die Vermehrung dem Zufall und den Vögeln allein zu überlassen. Und es geht tatsächlich, man kann die Glücksbringer selbst züchten: Besiedelte Äste können allerdings brüchig werden. Auch das Wachstum der besiedelten Bäume lässt nach und bei Obstbäumen kann der Ertrag sinken.
Einige Gartenbesitzer nehmen das jedoch gerne in Kauf… Als geeignete Bäume für die persönliche Mistelzucht werden übrigens Apfelbäume, Linden, Pappeln, Hainbuchen und Erlen empfohlen.

Für die Vermehrung drückt man die reifen Samen mit der klebrigen Samenhülle einfach in eine Astgabel, die mit Flechten besiedelt ist. Das war’s auch schon. Nach ein bis zwei Jahren verrät vielleicht eine erste Wölbung, dass sich an dieser Stelle eine Mistel zu entwickeln beginnt. Erst danach bricht der Trieb sichtbar nach außen durch. Und wieder dauert es… jahrelang … Bis man ein üppiges „Druidennest“ im Garten bewundern kann, können viele Jahre vergehen. Aber dafür ist der eigene Glücksbringer dann auch ein ganz besonderer Blickfang!