Pankratius & Co. - Die Eisheiligen im Garten

Eine alte Bauernregel lautet: „Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist.“ Demnach sollte man bis nach den Eisheiligen warten, bevor man empfindliche Pflanzen ins Freie bringt und aussetzt. Was ist wirklich dran?

Auch, wenn die Temperaturen es nicht vermuten lassen: Im Wonnemonat Mai schaut noch gern der Frost vorbei. Na ja, zumindest wurde diese Beobachtung früher von vielen Bauern gemacht. Mit der Zeit bekamen die Heiligen, die zu dieser Frostperiode Namenstage hatten, den Beinamen Eisheilige oder “gestrenge Herren”.

Diese alten Wetterregeln können meteorologisch heute nicht mehr bestätigt werden. Sie beziehen sich auf ein viel zu großes Gebiet und auch die Aufzeichnungen der letzten Jahrzehnte zeigen, dass Frosttage nicht sehr häufig vorkommen, wenn die Eisheiligen im Kalender stehen. Dennoch, es kann im Mai zu Kaltlufteinbrüchen kommen.

Meteorologische Singularität

Achtsame GartenbesitzerInnen streichen sich die Eisheiligen im Kalender an. Sie stehen nämlich stellvertretend für eine meteorologische Singularität, die im Mai regelmäßig auftritt. Die Sonne scheint zwar schon ordentlich, trotzdem verfliegt ihre Wärme schnell, sobald die Nacht hereinbricht. Dazu kommt, dass sich gerne polare Luftmassen Richtung Süden wälzen und Nachtfrost im Schlepptau haben.

Datum und Kalenderreform

Statistisch am öftesten kommen Kaltlufteinbrüche übrigens ab 21. Mai vor. Also mehr als eine Woche nach den Eisheiligen. Das kann auf die gregorianische Kalenderreform im 16. Jahrhundert zurückgeführt werden.  Dafür wurden einfach elf Tage im Kalender übersprungen, die Zählung der Tage blieb ansonsten aber unverändert. Weil die Bauernregeln aber schon lange vor dieser Reform entstanden sind - damals entschied Nachtfrost oft zwischen einer guten Ernte und Hunger -  hat sich der Zeitraum der Kälteeinbrüche mit der Kalenderreform verschoben.

Empfindliche Pflanzen

Wenn Sie wirklich auf der sicheren Seite sein wollen, sollten Sie auf den Kälteeinbruch im Mai warten und erst dann Ihre Pflanzen aussetzen. Wagen Sie es schon früher, achten Sie auf den Wetterbericht und schützen Sie Ihre Jungpflanzen bei Nachtfrost mit Vlies.

Folgende Pflanzen reagieren empfindlich auf Kälte:

  • Gemüse: Blattsalat, Basilikum, Bohnen, Gurken, Kohlrabi, Radieschen, Schnittlauch, Sellerie, Tomaten, Zucchini und Zwiebeln.
  • Zierpflanzen: Begonien, Dahlien, Enzianbäumchen, Fisolen, Latana, Margariten, Pelargonien und Petunien.

Es dauert übrigens auch eine Zeit lang, bis sich Pflanzen an die neuen Verhältnisse gewöhnt haben. Deshalb sollten Sie vorsichtig sein.

  • Stellen Sie Topfpflanzen nicht sofort an einen Platz, wo sie der prallen Sonne ausgesetzt sind. Gewöhnen Sie sie lieber daran, indem sie zunächst an einem halbschattigen Platz stehen.
  • Vergessen Sie nicht aufs Düngen, sonst fehlen wichtige Nährstoffe für kräftiges Wachstum.